
Bist du auch schon einmal von Eltern genau das gefragt worden? Hattest du Eltern, die mit der Überlegung gespielt haben? Oder ist in eurer Einrichtung sogar ein Kind, das vegetarisch oder sogar vegan aufwachsen soll? Über das Thema scheiden sich die Geister und bei Erwachsenen kann man da ja auch ganz getrost sagen - jeder, wie er will. Aber wie sieht das bei kleinen Kindern aus, die ja noch nicht selber und gesundheitsbewusst entscheiden können? Hat das eventuell negative Auswirkungen auf deren Gesundheit? Hier erstmal die ganz kurze Antwort vorab: Vegan - schwierig, vegetarisch - okay. Vegetarisch gut durchdacht ist nicht verkehrt Fangen wir mit der vegetarischen Ernährung an. Hierbei muss bedacht werden, dass durch den Verzicht auf Fleisch insbesondere Vitamin B12 und Eisen deutlich reduziert aufgenommen werden. Alles andere kann man durch tierische Produkte wie Eier, Quark etc. und eine ausgewogene Ernährung relativ problemlos abdecken. Eisen kommt auch in vielen pflanzlichen Produkten vor, hat hier allerdings eine schlechtere Bioverfügbarkeit, d.h. unser Körper kommt schwerer an die enthaltenen Nährstoffe und einige pflanzliche Lebensmittel wie Getreide und Hülsenfrüchte hemmen sogar die Eisenaufnahme (vgl. Wormer, Eberhard J. Eisen. Das Lebenselement. Kopp Verlag. Rottenburg, 2016.). Wenn man aber sehr bewusst damit umgeht, sich gut auskennt und entsprechend ernährt, kann die Eisenzufuhrt auch rein pflanzlich gedeckt werden. Eine regelmäßige Kontrolle des Eisenwertes beim Kinderarzt sollte aber sicherheitshalber durchgeführt werden. Vitamin B12 sollte, gerade bei Kindern, sicherheitshalber supplementiert (über Kapseln o.ä. zugefügt) werden, denn ein Mangel macht sich aufgrund des großen Speichers erst sehr verzögert bemerkbar, hat aber weitreichende Folgen für die Hirnentwicklung und neurologische Fähigkeiten (vgl. https://watsonnutrition.de/vitamin-b12/).
Wenn man sich entweder selbst gut auskennt oder von einem Experten begleitet wird und B12 supplementiert, kann diese Form der Ernährung durchaus gut funktionieren. Um die Supplementierung bei der vegetarischen Kost sogar ganz zu umgehen, müssten die Kinder etwa 1x pro Woche Fisch oder hochwertiges, rotes Fleisch essen; natürlich nur falls die Eltern das mit ihren Werten vereinbaren können (vgl. https://nutricomplete.de/2020/03/11/vitamin-b12-fleisch-fisch-milchprodukt/). Schwieriger wird es, wenn auch auf Fisch verzichtet wird, weil dann auch noch Quellen für Omega-3-Fettsäuren wegfallen, die auf pflanzlicher Basis nicht ersetzt werden können. Zwar enthalten auch einige Pflanzenöle wie Leinöl oder Früchte wie Avocados und Nüsse Omega-3-Fettsäuren, allerdings in deutlich geringerem Maße als Fisch und unser Körper kommt viel schlechter an Fettsäuren aus pflanzlichen Produkten heran. Zur Erklärung: Omega-3-Fettsäuren gibt es in drei Formen,die wir alle brauchen. Pflanzliche Produkte enthalten nur eine davon (ALA), welche unser Körper aber selbst in die beiden anderen umwandeln kann. Das ist allerdings sehr störungsanfällig, weil es von der restlichen Ernährung abhängig ist; manche Lebensmittel nutzen zur Verstoffwechslung dieselben Enzyme und blockieren so die Umwandlung. Deshalb ist es ohne sehr detaillierte Kenntnisse und eine entsprechende Ernährung kaum möglich Omega-3 rein pflanzlich zu decken (vgl. https://www.ugb.de/ernaehrungsberatung/omega-3-fettsaeuren/). Hier wäre dann also eine weitere Supplementierung in Form von z.B. Algenöl-Kapseln nötig.
Lieber fleischlos als Billig-Fleisch Was man aber auf jeden Fall sagen kann: Wenn die Fleischzufuhr ausschließlich aus Wurstwaren und Fleisch aus Massentierhaltung besteht, kann man es auch ohne Bedenken weglassen. Hier sind sowieso kaum noch gute Nährstoffe enthalten und zudem viele gesundheitsschädliche Nebenprodukte und Zusatzstoffe. In dem Fall ist es sogar gesünder, wenn man ganz auf Fleisch verzichtet und stattdessen Vegetarier wird!
Gesund ist für uns nur Fleisch, das von Tieren stammt, die gut ernährt wurden, die z.B. Weidegras zur Verfügung hatten, die nicht mit Antibiotika behandelt werden mussten und selber gute Bedingungen hatten, um gesund zu sein. Mal ganz abgesehen von den ethischen und moralischen Aspekten...
Außerdem kann man sagen, je näher das Produkt am Ursprungsprodukt ist, desto gesünder ist es für uns, weil weniger damit gemacht und zugesetzt wurde. Also ist z.B. ein Stück roher Schinken viel besser und reichhaltiger als Fleischwurst.
Vegane Kost bedarf sehr viel Wissen Nun zur veganen Ernährungsweise: Man muss leider sagen, dass diese bei jungen Kindern fahrlässig sein kann, wenn man sich nicht sehr gut auskennt, denn es fehlen schnell viele wichtige Nährstoffe für die Entwicklung. Selbst als erwachsener Mensch sollte man keine vegane Ernährung ohne - zumindest anfängliche - regelmäßige ärztliche Kontrollen leben und diese nur wählen, wenn man ein extrem gutes Wissen über Nährstoffe und Lebensmittel hat.
Wie bei der vegetarischen Kost ist die Verfügbarkeit von Vitamin B12, Eisen und Omega-3-Fettsäuren deutlich reduziert. Genau wie bei Vegetariern, lässt sich dies bei Eisen durch eine sehr bewusste Ernährung umgehen. Vitamin B12 und Omega-3-Fettsäuren sollten über Nahrungsergänzungsmittel zugefügt werden. Hier haben Veganer ein noch deutlich gesteigertes Risiko einer Mangelversorgung gegenüber Vegetariern (vgl. Richter, Ma., Boeing, H. et al. for the German Nutrition Society (DGE) (2016). Vegan Diet. Position of the German Nutrition Society (DGE).Ernahrungs Umschau, 63 (4), 92–102).
Darüber hinaus ist es außerdem nicht möglich ohne Supplementierung eine optimale Versorgung an Cholin, Vitamin A, Kreatin und noch einigen anderen Nährstoffen zu erreichen. Selbst bei sehr bewusster Ernährung kann der gesundheitsfördernde Bedarf daran nur durch pflanzliche Produkte nicht gedeckt werden. Zwar kann unser Körper diese Stoffe auch selbst herstellen, allerdings ist die Versorgung damit dann nur ausreichend, nicht optimal, d.h. die positiven Auswirkungen der Nährstoffe treten nicht in Kraft, sondern lediglich das Nötigste wird versorgt (vgl. https://genetisches-maximum.de/evolution/tierisches-protein/?highlight=Vitamin+B12). Dementsprechend müssten Kinder hier noch weitere Nährstoffe supplementieren, was ja schon vom Bauchgefühl her einer gesunden Ernährung zuwider läuft. Auch bei Zink, Vitamin D oder Kalzium wurde häufig ein Mangel nachgewiesen, sodass auch hier eine Supplementierung in betracht gezogen werden sollte (vgl. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34130207/ und https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31991425/ und https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/27160086/).
Ja, es gibt zahlreiche vegane Ersatzprodukte mittlerweile, allerdings muss man da sehr genau hinschauen, denn viele von denen sind voll mit Zusatzstoffen, Zucker und Geschmacksverstärkern. Und damit sind sie natürlich alles andere als gesund. Um sich auf vegane Weise gesund zu ernähren gehört jede Menge Hintergrundwissen über Nährstoffzusammensetzungen, Bioverfügbarkeiten und Nahrungsmittel dazu und das hat kaum ein Otto-Normal-Verbraucher. Deshalb ist es zwar nicht unmöglich seine Kiner vegan zu ernähren, aber es erfordert ein Unmaß an Wissen und Kenntnissen und gesundheitliche Benefits bei vegan ernährten Kindern konnten bisher nicht nachgewiesen werden, dagegen steigt aber das Risiko von Unterversorgung an einigen Mikronährstoffen (vgl. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34130207/ und https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31991425/ und https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/27160086/).
Abgesehen davon ist die Lebensmittelauswahl bei Kleinkindern durch deren Vorlieben und Geschmäcker eh schon häufig sehr eingeschränkt, sodass der Ersatz bestimmter Produkte nochmal erschwert wird.
Essen als natürlicher Genuss, nicht Gehirnjogging Außerdem gebe ich zu Bedenken, dass Kinder in den ersten Lebensjahren ihr Essverhalten entwickeln - Essen als Trostspender, Essen als Genussmittel, Essen als Zeitvertreib, Essen als unumgängliche Notwendigkeit... Wenn man nun schon so früh anfängt, dass die Kinder derart bedacht ans Essen gehen müssen, um zu entscheiden, ob Produkt xy nun vegan und damit für sie essbar ist und zudem Kapseln und Tabletten benötigen, kann sich kaum ein gesundes Essverhalten entwickeln und das Risiko für eine spätere Essstörung steigt.
Eigentlich zeigt uns unser Körper, was und wie viel davon er gerade benötigt. Wir verlernen nur leider darauf zu hören, weil wir mit bestimmten Gewohnheiten (z.B. morgens geht keiner ohne Frühstück aus dem Haus) oder Verhaltensweisen (z.B. als Belohnung gibt es immer was Süßes) unseren Geschmack trainieren und unser Hungergefühl übergehen. Kleine Kinder beherrschen ihr Körpergefühl in Bezug auf Ernährung aber noch sehr gut. Wenn wir da viel reinpfuschen, indem wir sehr bewusst auf die Lebensmittelauswahl achten und auf viele Dinge verzichten, dann geht dieses Gefühl auch bei ihnen sehr schnell verloren. Und dann ist Essen irgendwann nur noch Kopfsache und nicht mehr die natürliche Befriedigung verspürbarer Bedürfnisse des Körpers.
Aber was ist denn eigentlich mit den Proteinen??? Zum Schluss noch das Standard-Argument: Man bekommt ohne Fleisch zu wenig Protein! Nicht wirklich! Ja, es ist schwieriger ausreichend Protein zu sich zu nehmen, weil die pflanzlichen Quellen von ihrer Bioverfügbarkeit, d.h. wie gut wir einen Nährstoff verwerten können, etwas schlechter abschneiden. Aber wenn man sich mit seiner Ernährung verantwortungsbewusst auseinander setzt und gute Ersatzquellen wie Hülsenfrüchte in ausreichender Menge zu sich nimmt, kann man auch auf vegetarische oder sogar vegane Weise genügend Proteine aufnehmen.
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