
Wie so oft - das Problem sind ja nicht die Kinder, sondern deren Eltern... Beim Thema frühkindliche Sexualität trifft das fast immer zu, denn die Kinder äußern mit ihren Fragen und ihrem Verhalten ja nur ihre natürliche Neugierde, die eben auch vor diesem Bereich keinen Halt macht. Aber wir selbst sind teilweise peinlich berührt und die Eltern steigen uns aus Sorge manchmal fast auf's Dach oder zumindest befürchten wir das...
Zunächst einmal: Du kennst die Familien in der Einrichtung. Sind die Eltern dem Thema gegenüber vermutlich recht offen, werden sie nichts dagegen haben, wenn du dem Kind schonmal eine kurze Antwort gibst (damit sich das Kind nicht abgewiegelt fühlt) und es dann ermutigst die Eltern später nochmal danach zu fragen. So ist das Kind zufrieden und die Eltern haben nicht das Gefühl, dass Du sie übergehst. Diese Eltern werden Dich auch sicher nicht negativ darauf ansprechen, weil sie das Gefühl haben, dass ihr an einem Strang zieht und/oder sowieso recht locker mit dem Thema umgehen.
Hast du aber Eltern, wo Du dir ziemlich sicher bist, dass sie mit dem Kind nicht über solche Themen sprechen und es mit seinen Fragen allein gelassen wird, dann bist du in der Verantwortung dem Kind Antworten zu geben. Und die Wahrscheinlichkeit tatsächlich von empörten Eltern im Nachgang angesprochen zu werden ist deutlich geringer als die Angst davor.
Wie oft bist Du denn tatsächlich schon von Eltern darauf angesprochen worden, dass Du einem Kind zu viele Infos über sexuelle Themen vermittelt hast? Vermutlich noch nicht sehr häufig, oder? Wir befürchten das immer, weil dieser ganze Themenkomplex im Erwachsenenalter so schambehaftet ist. Aber so geht es der Gegenseite ja auch ;-) Soll heißen, wenn den Eltern das Thema so unangenehm ist, dass sie ihr Kind davon fernhalten wollen, werden sie vermutlich nicht auf Dich zukommen und darauf ansprechen. Und das Kind wird diese Tabuisierung im Elternhaus auch schon mitbekommen haben und den Eltern gar nichts erst von eurem Gespräch erzählen.
Sollte es aber dennoch mal passieren, dass sich diese Eltern beschweren, dann hast du das Recht voll auf deiner Seite: Kinder haben ein Recht auf altersentsprechende Sexualaufklärung. Das sieht selbst die WHO so und in den Bildungsplänen der Bundesländer wird dies auch in unterschiedlicher Art formuliert. Erkläre besorgten oder verärgerten Eltern, dass du einen Bildungsauftrag hast und dieser sich auch auf die Entwicklung einer gesunden Sexualität bezieht. Wenn ein Kind mit seinen Fragen zu dir kommt, dann darfst du sie ihm beantworten. Wie sehr Du dabei ins Detail gehst, das hängt natürlich vom Alter des Kindes und deiner eigenen Haltung bzw. die deines Teams ab. Ich empfehle allen Kitas sich teamintern darüber abzustimmen, welche Grundsätze für sie im Hinblick auf sexuelle Bildung gelten. Aber Du solltest das Kind keinesfalls mit einer oberflächlichen Kurzaussage abbügeln oder es sogar direkt an die Eltern verweisen. Bedenke - warum ist das Kind denn zu dir gekommen und hat nicht von vorneherein seine Eltern gefragt? Vielleicht bist Du die einzige Ansprechperson für dieses Thema! Wie oben erwähnt, Du kennst die Eltern und kannst das am besten einschätzen.
Das meines Erachtens nach Wichtigste in diesem Zusammenhang ist aber die Abstimmung im Team. Ihr solltet ein gemeinsames Konzept haben, an dem ihr euch entlanghangeln könnt. Das stärkt dann auch jedem Einzelnen den Rücken, wenn es zu unangenehmen Elterngesprächen kommt. Denn man kann viel souveräner auftreten, wenn man weiß, dass das ganze Team hinter einem steht und man den Eltern sagen kann, dass das eigene Verhalten so durch die Konzeption (welche natürlich einsehbar sein sollte) abgesichert ist.
Gerne komme ich zu Euch in die Einrichtung und wir arbeiten einen Tag lang gemeinsam an der Erstellung einer für Euch passenden Konzeption. Kontaktiert mich gerne für mehr Infos.
Du möchtest dich noch sicherer im Umagng mit frühkindlicher Sexualität fühlen, weitere Fragen beantwortet bekommen und anhand von Fallbeispielen typische Situationen besprechen? Dann komm' in mein Online-Seminar "Doktorspiele in der Puppenecke".
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