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Feste Frühstückszeiten oder Zeitfenster?

  • ehansen-olpe
  • 3. Apr.
  • 3 Min. Lesezeit

Einige Kitas haben ein gemeinsames Frühstück zum Start in den Tag, andere geben den Kindern ein Zeitfenster währenddessen sie selbst entscheiden können, wann sie essen möchten. Beides hat Vor- und Nachteile, aber gibt es aus ernährungsphysiologischer Sicht einen klaren Favoriten?



Das gemeinsame Frühstück hat viele Vorteile: Die Kinder und Fachkräfte sitzen zu Beginn des Tages zusammen, können sich unterhalten und starten sozusagen gemeinsam in den Kita-Tag. Außerdem ist es so einfacher einen Blick darauf zu haben, welches Kind wie gut isst und die verfügbare ununterbrochene Zeit für Aktivitäten ist länger.


Auf der anderen Seite muss man sagen, dass nicht alle Kitas das Platzangebot für ein großes gemeinsames Früstück haben. Und einige Eltern wünschen sich zwar einen Blick auf das Essverhalten der Kinder zu haben, nötig ist das aber nicht. Irgendwie hat sich in unseren Köpfen teilweise die Angst verfestigt, unsere Kinder könnten nicht genug essen und hungern. Das wird aber nicht passieren. Erstens werden Menschen essen, wenn sie wirklich Hunger haben. Das hat die Natur so eingerichtet, ansonsten wären wir wohl schon vor vielen Millionen Jahren ausgestorben. Und zweitens sind kürzere Hungerabschnitte zwischendurch gar nicht schlimm, im Gegenteil: Sie sind eigentlich sogar notwendig, damit mal Resourcen da sind, um Reparaturmechanismen in Gang zu setzen und "Aufräumarbeiten" vorzunehmen. Ansonsten ist der Körper nämlich fast durchgehend mit Verwertung von Nahrung beschäftigt. Also sollten wir uns zunächst mal von der Sorge vor dem Hungern bei usneren Kindern frei machen. Essen sie beim Frühstück zu wenig, essen sie halt beim Mittagessen mehr. Und selbst wenn nicht, freut sich der Körper über die freie Zeit. Und sind wir mal ehrlich: Wie viel Zeit vergeht bei euch zwischen Frühstück und Mittagessen? ;-)


Haben die Kinder ein Zeitfenster, in dem sie selbst entscheiden können, hat das zwei riesige Vorteile:


1) Die Kinder werden nicht in ihrem Tun unterbrochen, um Essen zu gehen. Hier ein schönes Zitat dazu:


Bevor Olaf Grunholm die Brücke über den hellgrünen, reißenden Fluss Tra-Um vollenden kann, wird er verschleppt.

Es stehen viele halbfertige Brücken am hellgrünen, reißenden Fluss Tra-Um.

Als er nach langer Zeit zu seiner Arbeit zurückkehren darf, hat er das Geheimnis vergessen; die Brücke wird nie mehr zu Ende gebaut.

Olaf ist drei Jahre alt. Man hat ihn von seinen Bausteinen zum Spinatessen geholt. 

(Josef Reding aus „kindergarten heute“, 1/2015, S.1)


Wir wollen eine möglichst positive Einstellung zum Essen fördern und wenn "dieses doofe Essen" einen häufig stört in dem, was man eigentlich machen möchte, dann schwindet diese positive Verbindung.


2) Die Kinder üben sich darin auf ihren Körper zu hören. Uns allen ist ein wunderbares Geschenk in die Wiege gelegt worden: Wir haben ein gutes Gespür dafür, was unser Körper braucht. Tatsächlich ist es so, dass wirz.B. spüren, wenn wir einen Mangel an bestimmten Nährstoffen haben. Kleine Kinder können das noch sehr gut, da kann man das immer wieder beobachten. Im Laufe der Jahre verlernen wir das allerdings, weil wir nicht mehr nach Gespür essen, sondern nach festen Zeiten, Ritualen, Gewohnheiten etc. Das Gefühl, das uns am längsten erhalten bleibt, ist das Gespür für Hunger und Sättigung. Leider trainieren wir unseren Kindern das aber auch oft schon früh ab, wenn wir z.B. darauf pochen, dass sie was frühstücken sollen bevor sie aus dem Haus gehen. Und auch bei uns Erwachsenen ist das Gespür dafür häufig überlagert, weil wir zu oft über die Sättigung hinaus essen oder essen, weil es gerade der Tagesablauf so vorsieht und nicht, weil wir Hunger haben. Je länger uns das Gefühl aber begleitet und bestenfalls den Ton angibt, umso länger werden wir unseren Körper mit der richtigen, also passenden Menge an Energie versorgen. Deshalb sollten wir unseren Kindern ruhig zutrauen, selbst zu entscheiden ob und wann sie Hunger haben.


Organisatorisch mag es anders sein, aber aus Sicht der Ernährung und der Essensgewohnheiten ist ein offenes Zeitfenster ein guter Weg, um den Kindern die Möglichkeit zu geben auf ihr Körpergefühl zu hören. Und Kinder, die in ein Spiel vertieft sind, die gerade vielleicht einen Flow-Moment erleben, sind ein Geschenk für die Kita und profitieren davon so sehr - ermöglichen wir ihnen das und machen das Essen zu einem weiteren Bestandteil des Tages, nicht zum Störfaktor. In dem Sinne, guten Appetit :-)

 
 
 

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