Hach, wie niedlich diese Speckfältchen an den Beinchen! Schau mal, wie süß seine Pausbacken sind! Findest du ein Kleinkind mit Babyspeck auch oft sehr goldig? Das habe ich früher auch so gesehen, aber seitdem ich mich mehr mit dem Thema beschäftigt habe, schrillen bei mir eher die Alarmglocken als dass mir das Herz aufgeht. Warum? Weil wir in den ersten Lebensjahren den Grundstein für die künftige Entwicklung unserer Kinder legen, auch in Bezug auf die Körperstatur. Dabei geht es natürlich nicht um Babys wie der Titel vermuten lässt, aber so ab dem 2.-3. Lebensjahr kann man durchaus zwischen normalgewichtigen und übergewichtigen Kindern unterscheiden.

Wie entsteht Übergewicht?
Übergewicht spiegelt sich in einer erhöhten Anzahl und/oder einer Volumenzunahme von Fettzellen wider. Wenn wir dauerhaft mehr Energie zu uns nehmen als wir verbrauchen, legt unser Körper diese als Reserve ab und speichert sie u.a. in Form von Fett. Dabei spielt es kaum eine Rolle woher diese Energie stammt. Es ist also egal, ob wir zu viel Zucker zu uns nehmen oder sehr viele Nüsse essen, am Ende zählt in Bezug auf das Gewicht die Bilanz, das Ergebnis aus Verbrauch und Aufnahme. Wenn Kinder mehr essen als ihr Körper durch seinen Stoffwechsel, Bewegung etc. verbraucht, dann nehmen auch sie zu, denn der Körper will ja für schlechte Zeiten gewappnet sein.
Warum ist Übergewicht bei Kindern schlimmer als bei Erwachsenen?
Wie ein schwedisches Forscherteam schon vor über 10 Jahren herausfand, haben Erwachsene eine mehr oder weniger konstante Anzahl an Fettzellen. Wird dauerhaft der Energiebedarf überschritten, werden die Fettzellen an Volumen zulegen und sich vergrößern – das, was wir optisch als Übergewicht wahrnehmen. Nehmen wir wieder ab, verkleinern sich die Fettzellen wieder. Bei Kindern verhält es sich etwas anders, denn etwa bis zum Ende der Pubertät ist die Anzahl an Fettzellen noch variabel. Das heißt, Übergewicht bei Kindern hat nicht nur eine Vergrößerung der vorhandenen Fettzellen zur Folge, sondern leitet auch das Entstehen neuer Fettzellen ein. Und diese bleiben dann ein Leben lang bestehen (vgl. https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2008/daz-31-2008/vom-leben-und-sterben-der-fettzellen). Außerdem scheint der Körper daraus zu „lernen“, denn bei übergewichtigen Kindern vermehren sich die Fettzellen während der restlichen Kindheit mehr als doppelt so schnell wie bei normalgewichtigen Kindern, ergo bilden sie noch mehr Fettzellen als sowieso schon.
Starkes Übergewicht hat darüber hinaus natürlich noch gravierende gesundheitliche Auswirkungen zur Folge wie Gelenkprobleme, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes und das sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern. Aber in diesem Beitrag fokussieren wir uns auf die Folgen in Bezug auf das Körpergewicht, nicht die gesundheitlichen Konsequenzen.
Pummelige Kinder = übergewichtige Erwachsene?!
Dass eine größere Anzahl an Fettzellen leichter zu Übergewicht führen kann, ist sofort einleuchtend. Und tatsächlich bestätigt eine Statistik vom Berufsverband Deutscher Internistinnen und Internisten dies: Weniger als 10% der normalgewichtigen Kinder sind als Erwachsene übergewichtig, aber etwa 75% der übergewichtigen Kinder haben auch im Erwachsenenalter ein Gewichtsproblem (vgl. https://www.internisten-im-netz.de/aktuelle-meldungen/aktuell/zahl-der-fettzellen-bleibt-ein-leben-lang-konstant.html).
Abgesehen davon spielen noch indirekte Einflussfaktoren eine Rolle: Ein übergewichtiges Kind hat durch andere Kinder vielleicht schon einige Angriffe auf das eigene Selbstwertgefühl erlitten und wenn es Essen als Trostspender kennengerlernt hat, wird es diese Angewohnheit nur mit Mühe im späteren Leben wieder ablegen können. So entsteht ein Teufelskreis aus Übergewicht – Ausgrenzung – Essen – noch mehr Übergewicht. Ähnlich verhält es sich in Bezug auf Bewegung. Fällt dem Kind Bewegung schwerer aufgrund von erhöhtem Gewicht, wird es sich vermutlich noch weniger bewegen, ergo noch mehr Gewicht aufbauen. Auch der Geschmack und die Essgewohnheiten werden im Kindesalter geprägt.
Ist ein Kind pummelig, weil es gerne und oft nascht, entwickelt sich eine süßliche Geschmacksvorliebe. Vielleicht hat es auch gelernt nach jedem Essen eine kleine Süßigkeit zu essen. Sowas merkt sich der Körper und man verspürt tatsächlich immer einen Heißhunger auf Süß nach dem Essen, ganz automatisch.
Also ist Babyspeck fahrlässig?
Nein, so kann man das natürlich auch nicht sagen. In den ersten Monaten nach der Geburt ist die Zusammensetzung von Körperfettanteil zu Muskulatur sowieso noch eine andere als später und ein erhöhter Fettanteil ist völlig normal und gut, sollte sich aber beim Übergang zum Kleinkind, spätestens mit dem 2.-3. Lebensjahr deutlich reduzieren. Ein gewisses Maß an Babyspeck bzw. generell an Fettreserven ist dann auch im späteren Kleinkind- und Kindesalter durchaus gesund, solange es nicht zu viel ist. Wenn das Kind z.B. mal längerfristig krank wird, sind Notreserven überaus hilfreich und wichtig. Es geht auf keinen Fall um das Verfolgen eines Schönheitsideals und Schlankheitswahns im Kindesalter. Aber der ach so süße Babyspeck darf eben nicht generell verharmlost werden, weil er ab einem gewissen Maß und Alter langfristige Folgen auf die Gesundheit und das Gewicht eines Menschen haben kann. Eine erste Orientierung, wann dieses Maß überschritten wird und der sogenannte Babyspeck beim Kleinkind oder Schulkind zu viel geworden ist, können die Perzentilenkurven der Arbeitsgemeinschaft für Adipositas bieten. Du findest sie hier.
Wichtig! Bitte nicht sofort panisch werden oder gar eine Diät anfangen, wenn das Kind über dem Durchschnittsgewicht liegt und Übergewicht aufweist. Es gibt wunderbare, sanfte und gesunde Wege das gewicht langfristig zu reduzieren und das geschieht bei Kindern nicht von heute auf morgen, sondern sie wachsen automatisch raus, wenn man die Ernährungsgewohnheiten entsprechend anpasst.
Wenn du mehr darüber wissen möchtest, wie man mit Übergewicht bei Kindern umgeht und sie begleiten kann, da wieder rauszuwachsen, ist vielleicht mein Online-Seminar „Gesund kann auch ganz lecker sein“ interessant für dich. Hier geht es um gesunde Ernährung bei Kleinkindern, Entwicklung von Geschmack und Essgewohnheiten, Übergewicht im Kindesalter und Rezeptideen für die Kita und Brotdose.
Wie stehst du zum Thema Babyspeck im Kleinkindalter? Ich freue mich auf deinen Kommentar 😊
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