
Endlich wird das gesehen und angegangen, was mich seit Jahren gestört und erschrocken hat:
Das Thema frühkindliche Sexualität und sexualisierte Gewalt unter Kindern ist nach wie vor kein Bestandteil der ErzieherInnen-Ausbildung!
Ein Skandal, meiner Meinung nach!
Ein Grund für mich, Seminare für ausgebildete Fachkräfte anzubieten, war die Tatsache, dass ich immer häufiger Fragen von angehenden ErzieherInnen bezüglich des Umgangs mit kindlicher Sexualität gestellt bekam:
Ist das normal, wenn sich kleine Kinder wiederholt in die Hose fassen?
Was soll man eigentlich machen, wenn zwei Kinder Doktorspiele machen?
Und darf ich dem Kind erklären, warum die Mama manchmal blutet, wenn es danach fragen?
...
Irgendwann war klar, immer wenn wir das Thema Befruchtung, Verhütung, pränatale Entwicklung behandeln, werden Fragen über die kindliche Sexualität kommen. Also habe ich mich bei den Kollegen umgehört und relativ fassungslos festgestellt, dass dieses Thema in keinem Fach oder Lernfeld unterrichtet wird.
Daraufhin habe ich beschlossen, es im Rahmen von Naturwissenschaften mit aufzunehmen, habe mich mit Fortbildungen weitergebildet und gebe mittlerweile immer einige Stunden zu dem Thema. Für die Studierenden und SchülerInnen ist es immer sehr hilfreich und super spannend, insbesondere weil sie zu diesem Themengebiet oft auch in den Einrichtungen ein wenig Ratlosigkeit vorfinden. Vor diesem Hintergrund habe ich mein Online-Seminar „Doktorspiele in der Puppenecke“ für bereits fertig ausgebildete Fachkräfte entwickelt, was seither dankend angenommen wird.
So, und nun - endlich - lese ich in der Süddeutschen Zeitung (Ausgabe 10.10.2023) das: „[…] die meisten Fachkräfte in Deutschland ihre Ausbildung absolvieren, ohne mit dem Thema überhaupt in Kontakt gekommen zu sein“. Gemeint ist das Themenfeld der sexualisierten Gewalt in Kitas und damit einhergehend das Wissen über frühkindliche Sexualität und dem Umgang damit.
Auslöser für diesen Artikel und die Diskussion, die nun hoffentlich nicht wieder allzu schnell abflacht, war ein Fall in einer Kita im Ruhrgebiet, wo gleich 15 Kindern mutmaßlich sexualisierte Gewalt durch andere Kinder widerfahren ist.
Nun fordern Vertreter fast aller politischer Parteien, dass Fachkräfte für diese Thematik sensibilisiert und dahingehend weitergebildet werden. Die Prävention sexualisierter Gewalt beginnt bei der professionellen Begleitung frühkindlichen Sexualverhaltens.
Nur eine Fachkraft, die weiß, was normal und gesund ist, kann einschreiten, wenn diese Grenze überschritten wird. Nur jemand, der die Zeichen eines Übergriffs richtig deuten kann und genügend Handlungskompetenz für diesen Fall besitzt, kann souverän eingreifen.
In dem Artikel heißt es: „Es könne nicht sein, dass aus Unkenntnis und Angst vor Konsequenzen bei Situationen, in denen ein mulmiges Bauchgefühl vorherrscht, diesem nicht nachgegangen werde.“
Fachkräfte sind oft sehr verunsichert und schreiten nicht ein, weil ihnen das Wissen über entwicklungskonformes Sexualverhalten bei den Kindern fehlt, weil sie kaum Kenntnisse über den pädagogisch wertvollen Umgang mit sexuellen Übergriffen unter den Kindern haben, weil sie Angst vor den Reaktionen der Eltern haben, weil sie in diesem Bereich einfach schon viel zu lange alleine gelassen wurden. Und das darf nicht sein!
Deshalb bedeutet Prävention vor sexualisierter Gewalt in erster Linie eine Erweiterung des Wissens, eine Erhöhung der Handlungssicherheit durch ein breites Repertoire angemessener Verhaltensweisen, die Aufstellung einrichtungsinterner fachlich fundierter Regeln sowie ein Handlungsfahrplan für den Umgang mit Übergriffen für das ganze Team.
All das erarbeiten wir in meinem Online-Seminar oder im Rahmen einer Inhouse-Fortbildung. Hier erfährst du mehr…
Ich hoffe sehr, dass die Politik sich dem Thema nun mal ernsthaft annimmt und ich vielleicht in den nächsten Jahren schon miterleben darf, wie die frühkindliche Sexualität Einzug in den Lehrplan für ErzieherInnen in Ausbildung hält!
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