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Mit U3-Kindern in den Wald?!

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Wie kommen die Kleinen bis zum Wald? Was, wenn sie was Giftiges in den Mund nehmen? Wo sollen wir da wickeln? Sie sind doch noch so unsicher auf den Beinen - ist das Verletzungsrisiko nicht viel zu groß bei den ganzen Stöcken und Steinen? Viele scheuen sich davor mit den Kleinsten in den Wald zu gehen, aber seht selbst - es gibt für alles eine Lösung!

Letzte Woche war ich zu Besuch bei meinen Schwiegereltern und bei einem morgendlichen Spaziergang im Wald, sahen wir eine größere Gruppe U3-Kinder auf drei Bollerwagen verteilt, die nun den Rückweg zur Kita antraten. "Toll - das ist eine super Sache, so kommen ja sogar schon die Kleinsten in den Wald!", meinte meine Schwiegermutter gleich. Da hat sie vollkommen recht, nur leider ist das nicht immer so und die Vorbehalte für Waldausflüge mit U3-Kindern sind groß. Wie es dennoch geht, lest ihr hier.


Die erste Hürde ist der Weg zum Wald – einige Kitas haben das Glück, dass der Wald direkt nebenan und selbst für die Kleinsten fußläufig zu erreichen ist. Andere müssen schon weitere Strecken zurücklegen – die können dann Bollerwagen nutzen, so wie die Kita in Bad Salzuflen. Allerdings ist das auch nicht immer so einfach, denn der Weg kann sehr lang sein oder steile Anstiege haben, wo niemand einen Bollerwagen mit 5 Kinder hochziehen möchte. Auf dem Markt sind natürlich auch Modelle mit E-Antrieb vorhanden, wenn also mal Geld in der Kasse übrig sein sollte… Ansonsten gibt es noch die Option einen anderen Bring- und/oder Abholort als die Kita mit den Eltern zu vereinbaren.


Die zweite Hürde sind die Gefahrenquellen wie z.B. das Verschlucken von giftigen Pflanzenteilen, was gerade bei den Kleinsten nicht ungewöhnlich wäre. Dafür hilft es, wenn man feste Regeln hat, die den Kleinen bekannt sind und verständlich erklärt wurden. Den Kindern soll durchaus schon erläutert werden, dass es auch giftige Pflanzen gibt und dass ein Verschlucken Folgen wie Bauchweh, Erbrechen oder Schmerzen zur Folge haben kann. Um die Regeln für die Kleinsten nicht zu kompliziert zu machen oder sie mit dem Naschen von Beeren zu verwirren, sollte man grundsätzlich untersagen irgendetwas aus dem Wald in den Mund zu nehmen, auch nicht unter Aufsicht. Solche Unterscheidungen kann man dann bei den älteren Kitakindern treffen.

Außerdem muss natürlich der Personalschlüssel stimmen. Hier kann man für Waldausflüge auch gut auf zusätzliche Unterstützung aus dem Eltern- oder Großelternkreis zurückgreifen.

Ein fest abgesteckter Bereich, der entfernt von Gefahrenquellen wie Abhängen, Gewässern oder Hochsitzen ist und der regelmäßig von freiwilligen Eltern oder Fachkräften auf giftige Pflanzen abgesucht wird, ist ebenfalls sehr hilfreich. Ob man den Bereich dabei mit Flatterband abgrenzt, Baumstämme oder andere Naturmaterialien an die Ränder legt oder einfach mündlich mit den Kindern bespricht, ist dabei Geschmackssache.

Und was das Fallen angeht: Je häufiger sich Kleinkinder auf unebenem Boden bewegen , umso sicherer werden sie in ihrer gesamten Motorik und umso geringer wird das Sturz- und Verletzungsrisiko. Abgesehen davon gibt es im Wald nicht nur Steine und Stöcke, sonern auch weiches Moos, federnden Waldboden...


Die dritte große Hürde ist das Wickeln, was bei U3-Kindern häufig noch der Fall ist. Dabei denkt man vor allem schnell an Kälte, feuchte Untergründe und mangelnde Hygiene. Doch das muss nicht so sein. Wenn man Wickelauflagen mitnimmt und eine Thermoskanne mit warmem Wasser das Waschen angenehmer macht oder bei Minusgraden sogar für eine warme Wärmflasche auf der Wickelunterlage sorgt, ist das Wetter schonmal kein Problem mehr.

Und die Hygienestandards können im Wald ebenso eingehalten werden wie auf einer Wickelkommode in der Kita, wenn man eine abwischbare Unterlage, Wasser, Desinfektionsmittel und alle anderen benötigten Dinge parat hält.


Die vierte Hürde scheint für viele das Essen vor Ort zu sein. Aber wenn man mit großen Picknickdecken, Sitzkissen oder sogar einem Bauwagen als Unterschlupf für Sitzmöglichkeiten sorgt, kann man das Essen im Wald genauso einnehmen wie in der Kita. Die Kinder werden es lieben unter freiem Himmel zu picknicken – ein richtiges Highlight. Sorgen Sie an solchen Tagen nur dafür, dass die Eltern ihren Kindern ein verpackungsfreies und bereits fertig aufgeschnittenes Frühstück mitgeben bzw. sorgen Sie für ein solches. Butterbrote und klein geschnittenes Obst sind wunderbar geeignet.

Für das Mittagessen gibt es unterschiedliche Modelle: Entweder Sie gehen einfach vorher zurück zur Kita oder Sie beschränken sich an dem Tag auf einfache Snacks in Form von Fingerfood, die weder Müll noch Abwasch produzieren. Dies kann durch die Eltern geschehen oder durch die Kita – je nach genereller Regelung. Geeignet sind zum Beispiel Apfelpfannkuchen, herzhafte Waffeln, Pizzaschnecken, Sandwiches, Rohkost und Obst. Gerade in den kalten Monaten tut etwas Warmes aber auch gut – eine Thermoskanne mit heißer Suppe wärmt von innen. Der Abwasch ist überschaubar und kann einfach mit zurück in die Kita genommen werden.

Wenn die Möglichkeit besteht, dass die Hauswirtschaftskraft das Essen zu Ihnen bringt oder eine Fachkraft kurz zur Kita fahren kann, sind auch andere warme Gerichte wie Milchreis, ein Eintopf oder Grießbrei möglich. Man sollte dabei versuchen Gerichte aus einem Topf zu wählen, die auch nur mit Hilfe einer Schüssel plus Löffel gegessen werden können, um die zu transportierenden Dinge so gering wie möglich zu halten.

Einige Kitas haben auch einen Fahrdienst um die Mittagszeit aus freiwilligen Eltern, die das Essen in den Wald bringen und dort auch beim Abwasch helfen. Dann kann man natürlich fast normal auftischen. Dafür muss man aber vor Ort schon entsprechend ausgestattet sein (Spüle, Tische…), was nur ein kleiner Teil der Einrichtungen ist.


Und als letzte große Hürde: Der Mittagsschlaf. Steht ein Bauwagen parat, lässt sich das natürlich leicht umsetzen. Aber auch unter freiem Himmel lässt sich wunderbar schlafen – egal bei welchen Temperaturen. Angefangen von Wurfzelten über Hängematten oder Isomatten bis hin zum Bollerwagen ist alles möglich. Dick eingemummelt in Schafsfelle, Decken, mit einer Wärmflasche wird es richtig gemütlich. In den skandinavischen Ländern, wo es ja noch deutlich kälter werden kann als bei uns, ist es übrigens die Regel, dass die Kinder ihren Mittagsschlaf in den Kitas draußen halten.

Erlauben Sie den Kindern ruhig sich ihren eigenen Ruheplatz auszusuchen, manche legen sich vielleicht unter einen großen Baum, andere kuscheln sich zu zweit in ein Zelt.

Gerade am Anfang kann es sein, dass das Einschlafen schwerer fällt, weil es hell ist und viel Ablenkung da ist. Aber hier gilt das Prinzip der Gewöhnung. Je regelmäßiger die Kinder das machen, umso leichter wird es ihnen fallen. Und selbst wenn sie nicht einschlafen, so ist ein Ausruhen im Wald doch tiefenentspannend.


Generell kann man festhalten, dass man sich selbst die Sache leichter macht, wenn man nur Kinder mitnimmt, die zumindest schon laufen können. Aber auch das muss nicht zwingend sein. Auf einer Decke liegend oder auf dem Arm einer Fachkraft lassen sich allerlei erstaunliche Dinge im Wald entdecken. Und die Auswahl an Hilfsmitteln zum Hochziehen und Stehen üben, ist schier unendlich. In Waldkitas werden in der Regel Kinder ab 20 Monaten betreut, das zeigt, dass für Euch ein einzelner Waldtag pro Woche oder Monat durchaus auch mit den Kleinsten gut umsetzbar ist.


Möchtest du weitere Tipps für den Ausflug in den Wald oder fragst du dich, welche Vorteile ein regelmäßiger Waldtag für Euch und Eure Kinder bringt? Dann komm‘ gerne in mein Online-Seminar „Komm, wir retten die Welt“ über Umweltschutz, Naturerlebnisse und mehr.



Hier gibt es eine Checkliste für Waldausflüge mit U3-Kindern als Download.

 
 
 

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