Ein Gastbeitrag von Bettina Beyer

In meinen Seminaren zur frühkindlichen Sexualität oder der gesunden Ernährung bei Kindern geht es oft um Veränderungen im Kita-Alltag, um eine Anpassung der Konzeption oder dem Einbringen von neuen Ideen. Leider scheitert der aufgekommene Tatendrang dann häufig an einzelnen Personen im Team, die sich mit Neuerungen schwer tun. Um einen produktiven Umgang damit zu gestalten, habe ich meine liebe Kollegin Bettina Beyer um einen Gastbeitrag gebeten, denn sie bietet Coachings und Weiterbildung unter anderem zu diesem Themenbereich an - viel Spaß beim Lesen :)
Mein Name ist Bettina Beyer. Ich bin Sozialpädagogin und schaue auf eine 21jährige Tätigkeit im Kindertagesstätten-Bereich zurück. 2015 gründete ich KiTalent. Mit meinem Unternehmen biete ich Coachings und Weiterbildungen für den pädagogischen Bereich an. Ebenso bin ich Mutter von zwei Kindern (18 und 23 Jahre alt).
In der Rolle als Kita-Leitung, die ich 15 Jahre gelebt habe durfte ich die Teamarbeit mit ihren bereichernden und herausfordernden Seiten kennen lernen. Auf eine herausfordernde Seite darf ich heute aufmerksam machen:
Wir kennen diese Situation alle: Im Team wird lange über eine Entscheidung diskutiert und verhandelt. Kurz vor dem endgültigen Entschluss nach vielen, heißen Debatten werden plötzlich wieder kritische Stimmen laut, die den Entscheidungsprozess an dieser Stelle unnötig aufhalten und dadurch anstehende Veränderungen verzögern. Das sind die Stimmen der „Ja-aber…. Typen“. Sie finden immer wieder Gegenargumente, geben Möglichkeiten keine Chance und halten dadurch Prozesse auf. Es ist verständlich, dass dies zu einer angespannten Stimmung im Team führen kann.
„Ja-aber-Menschen“ sind in der Regel Personen, die sich mit Veränderungen schwer tun, weil sie sich durch eigene Ängste und Sorgen ausbremsen lassen. Hier einige Schritte, die diesen Menschen weiterhelfen:
1. Gehören Sie zu den kritischen Menschen, die überwiegend Gegenargumente in Entscheidungsprozessen im Team finden? Spüren Sie dadurch eine schlechte Stimmung im Team? STOP! Sagen oder denken Sie jetzt bitte nicht sofort: Ja, aber…, sondern überlegen Sie, ob da was dran sein könnte!? Ist das der Fall, dann haben Sie sich jetzt gerade selbst genähert und damit einen sehr wichtigen Schritt getan. Sprechen Sie über diese Erkenntnis mit Ihrem Team. Holen Sie sich einen Eindruck von Ihrem Team ein und tauschen Sie sich über gegenseitige Erwartungen aus. Der nächste Schritt stellt dabei eine Hilfe dar.
2. Lenken Sie Ihre negativen Gedanken in Positive um, indem Sie bewusst zuerst über die positiven Folgen von Veränderungen nachdenken. Hilfreich ist, diese aufzuschreiben. Lassen Sie sich dafür viel Zeit und schreiben Sie alle positiven Folgen und Konsequenzen einer möglichen Veränderung für Sie, die Kinder, Ihrem Team und die Eltern auf. Wenn Ihnen das schwer fällt, dann hilft Ihnen der dritte Schritt.
3. Reden Sie über die anstehenden Veränderungen mit Menschen, die nicht Teil Ihres Teams sind. Fragen Sie sie, was ihnen Positives zu anstehenden Veränderungen einfällt. Sprechen Sie ganz bewusst nicht über die negativen Seiten, denn diese sind Ihnen ja hinreichend bekannt. Denken Sie über die positiven Argumente nach. Erscheint Ihnen etwas davon realistisch? Wenn Sie einen positiven Aspekt gefunden haben, von dem Sie wirklich überzeugt sind, dann dürfen Sie auf den vierten Schritt gespannt sein.
4. Dieser Schritt bedarf zugegebenermaßen zu Beginn viel Übung. Wenn Sie ihn beherrschen, werden Sie merken, wie entlastend er ist: Ersetzen Sie im Denken und Sprechen bewusst das „Ja, aber….“ durch ein „Ja und….“. Sie werden merken, wie sie dadurch Möglichkeiten schaffen, ohne Ihre kritischen Stimmen zu unterdrücken. Der nächste Schritt kann parallel zum vierten Schritt erfolgen.
5. Machen Sie einen ersten kleinen Schritt in Richtung der anstehenden Veränderung. Es sollte ein Schritt sein, mit dem sie sich sicher fühlen und den sie sich zutrauen. Besprechen Sie diesen vorher mit Ihrem Team und gehen dann gemeinsam den ersten Schritt in Richtung Veränderung. Geben Sie diesem Schritt ausreichend Zeit und Raum, um zu wirken. Oftmals brauchen Veränderungen Zeit, bis sie die Wirkung haben, die man sich wünscht. Dabei ist wichtig, in regelmäßigen Abständen die Schritte gemeinsam im Team zu reflektieren. Denken Sie beim Reflektieren immer wieder an das: Ja und…. und beginnen sie mit den positiven Seiten.
Kritische Stimmen sind bedeutsam und wichtig. Sie machen aufmerksam, regen zum Nachdenken an und bieten einen prophylaktischen Schutz. Sie sind gut, wenn Sie Prozesse ins Laufen bringen und die Pädagogik durch sie in Bewegung bleibt.
Kritische Stimmen sind dann kontraproduktiv wenn sie laut werden, obwohl Entscheidungen getroffen wurden, ein Konsens gefunden wurde und alle gerne gemeinsam an einem Strang ziehen würden. Dann wirken sie wie ein Gummiband, welches alle Teammitglieder wieder zurückreißt, was auf Dauer ein Team mürbe macht. Kritische Stimmen dürfen keine Gegner, sondern Unterstützer für Prozesse sein. Dann ergeben sie einen Sinn.
Wenn ihr an einem Coaching oder einer Weiterbildung im Bereich Mitarbeitergespräche, Teamsitzungen, Konzeption und vielem mehr interessiert seid, schaut euch gerne die Seite von Bettina an: https://www.kitalent.de/
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